Mit den Freunden unterwegs

Mehrmals im Jahr geht der Verein auf Tour. Im Programm: Tagesfahrten zu interessanten Betrieben, Museen und Kulturstätten in der Umgebung Hamburgs, mehrtägige Erlebnisreisen zu bedeutenden Stätten der Industrie- und Sozialgeschichte in Deutschland und dem angrenzenden Ausland.

Wer hat Lust auf Organisieren? Das Team Tagestouren sucht weitere Freiwillige als Team-Mitglieder

 

Wir planen und begleiten Gruppenfahrten für die Freunde des Museums der Arbeit in Hamburg und Umgebung. Ein jeder kann sich für interessante Tagesfahrten einbringen und den Zeit- und Arbeitseinsatz nach eigenen Vorstellungen gestalten.
Wir würden uns über weitere Tatkraft und Ideen sehr freuen!


Annegret E., Gabriela H., Reinhold T., Jürgen B.


Bei Interesse und für Nachfragen: eylers@hotmail.com 
oder reinhold-FMDA@gmx.de

Bevorstehende Aktivitäten

16. Mai 2025

Industriemuseum Elmshorn

Aussenansicht des Industriemuseum Elmshorn – Foto: Industriemuseum C_Voelz
Aussenansicht des Industriemuseum Elmshorn – Foto: Industriemuseum C_Voelz

Unsere 2. Tour in diesem Jahr führt uns nach Elmshorn. Wir besuchen am 16.05.2025 das dortige Industriemuseum. Das Industriemuseum Elmshorn zeigt anschaulich und interaktiv die Entwicklung von Industrie, Technik, Arbeit und Alltag in Schleswig-

Holstein. Das Museum im historischen Speichergebäude liegt im Zentrum von Elmshorn in unmittelbarer Bahnhofsnähe.

Im Museum nehmen wir an einer Führung mit dem Schwerpunkt „Wandel von Leben und Arbeit durch die Industrialisierung“ teil.

 

Wir erfahren in der Führung Details zur Geschichte von Industriebereichen, die in der Entwicklung von Elmshorn und dem Umland eine wichtige Rolle gespielt haben. So wurde Elmshorn ab 1923 zu einem bedeutenden deutschen Standort der Keramikherstellung. Auch die Lederindustrie war bis Mitte des 20. Jahrhunderts ein bedeutender Industriezweig in der Region. Der Hafen an der Krückau und der Schiffbau waren wesentliche Elemente der Elmshorner Wirtschaft. Die ausgestellte Dampfmaschine vermittelt einen Eindruck zur industriellen Entwicklung durch die Bereitstellung von mechanischen Antrieben, Dampfdruck und Pumpenleistung in den Industriebetrieben.

Anhand von Schaubildern und weiteren ausgestellten Maschinen erläutert uns unser Guide die industrielle Entwicklung in der Region Elmshorn und die Auswirkungen auf die Arbeits- und Lebensbedingungen in der Region.

 

Heute sind nur noch wenige größere Industriebetriebe in Elmshorn ansässig, der Schwerpunkt liegt

im Bereich Lebensmittelindustrie (Haferflocken, Speiseöle und -fette, Alkohol und Hefen,

Kaffeeverarbeitung, Süßwaren). Weitere Schwerpunkte der Gewerbe liegen heute im Bereich

Wohnen (Teppich und Inneneinrichtung) und im Handels- und Dienstleistungsbereich.

 

Nach der etwa 2-stündigen Führung ist eine Kaffeetafel im Museum für uns vorbereitet.

Die Tagestour endet nach dem Kaffeetrinken voraussichtlich gegen 16 Uhr.

Reiseleitung: Reinhold Thate und Ulrike Jenke

Termin: Freitag, 16.05.2025

Leistungen: Besuch des Museums inkl. Führung, Kaffeetafel.

Treffpunkt: Um 12:50 Uhr im Eingangsbereich/Foyer des Industriemuseums, Catharinenstr. 1 , 25335 Elmshorn.

Anreise: In Eigenregie, Direktverbindungen mit Regionalbahnen im HVV-Netz RB 61, RE 7 und RE 70 ab HH-Hbf. Detailempfehlungen für die Anfahrt gibt es mit der Anmeldebestätigung.

Kosten: Für Mitglieder 23,00 Euro, für Nichtmitglieder 28,00 Euro . Bitte überweisen Sie den Betrag auf das Konto des Vereins der Freunde des Museums der Arbeit bei der HASPA IBAN: DE84 2005 0550 1209 1274 79. Auf der Überweisung das Kennwort Elmshorn und Name(n) der gemeldeten TN angeben. Bei eigenständiger Anmeldung eines Nichtmitgliedes bitte unbedingt auf der Überweisung Postanschrift und Mailadresse notieren. Die Überweisung ist zugleich die Anmeldung. Die Reihenfolge des Eingangs der Überweisung entscheidet über eine Teilnahme. Die Teilnahme an der Tagestour erfolgt auf eigenes Risiko.

Eine Anmeldebestätigung mit weiteren Details zur Tagestour wird grundsätzlich per E-Mail versendet. Nur wer keine E-Mail-Adresse beim Vereinsbüro hinterlegt hat, erhält eine Anmeldebestätigung per Post. 19 Personen inkl. Reiseleitung können teilnehmen.

Anmeldeschluss: Freitag, 25. April 2025.


Berichte zuergangenen Reisen und Tagestouren

Tour ins Deutsche Klimarechenzentrum

13. November 2024

Unsere 4. Tagestour im Jahr 2024 führte uns ins Deutsche Klimarechenzentrum (DKRZ) in die Bundesstraße im Hamburger Univiertel. Unsere Gruppe traf sich im Foyer des unscheinbaren Bürogebäudes und wurde dort von Frau Jana Mayer, einer Mitarbeiterin des DKRZ begrüßt und in einen Konferenzraum geführt. In einem Vortrag mit umfangreichem Bildmaterial erhielten wir vielfältige Informationen zu den Aufgaben des DKRZ, den Trägern der Einrichtungen und den Forschungsschwerpunkten.

 


Das DKRZ ist ein Rechenzentrum, dass als nationale Serviceeinrichtung für die Klimaforschung mit seinen Hochleistungsrechnern und den riesigen Datenspeichern die Technik für Berechnungen und zur Simulation von Klimaszenarien bereitstellt.


Wie wir im Verlauf des Vortrags erfuhren, bietet das DKRZ für Wissenschaftler eine einzigartige Infrastruktur für die Erforschung und die modellbasierte Simulation des globalen Klimawandels und seiner Auswirkungen auf die verschiedenen Regionen der Welt. Die Dienste des DKRZ werden von mehr als 1500 Wissenschaftlern genutzt; jeder Klimaforscher in Deutschland kann Rechenzeit beantragen. Auch in Kooperation mit europäischen und internationalen Wissenschaftseinrichtungen werden Projekte durchgeführt. Das DKRZ ist die zentrale Rechenstelle der Klimaforschung und der Simulation von Klimaentwicklungen in Deutschland und zählt zu den weltweit größten Einrichtungen dieser Art.

Im Verlauf des Vortrags erläuterte Frau Meyer uns anhand von vielen Schaubildern sehr anschaulich die Ergebnisse, die auf Basis der Berechnungen des DKRZ entstanden sind. Wir sahen grafische Darstellungen von Modellen, in denen die Auswirkungen des Klimawandels und der Erderwärmung mit unterschiedlichen Temperaturanstiegen dargestellt wurden. Auch das vielfältige Zusammenspiel von Ozean, Atmosphäre und Weltraum bei Temperaturanstiegen wurde aufgezeigt. Fragen zu den Schaubildern und den zugrundeliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen wurden im Teilnehmerkreis besprochen. 
Die zentrale Erkenntnis der Klimaforschung wurde auch hier bestätigt: Die Erde erwärmt sich seit Beginn der Industrialisierung in den letzten 150 Jahren mit noch nie dagewesener Geschwindigkeit.

Nach dem Vortrag besichtigten wir die zentralen Technikräume im Obergeschoss des Gebäudes. Große Rechnersysteme mit immensen Festplattenspeichern und ein automatisiertes Datenarchiv bilden den technischen Kern des DKRZ. Diese technischen Komponenten eines der größten Rechenzentren für Klimaforschung weltweit wirkten auf uns schon recht beeindruckend.

Im Anschluss an den sehr informativen Besuch im DKRZ nahmen wir noch ein Mittagessen in der Nähe ein und diskutierten dabei angeregt über unsere Eindrücke beim DKRZ sowie zu den Ergebnissen und den Prognosen aus den verarbeiteten Daten der Klimaforschung.


Ohne Zweifel gilt: Der Klimawandel ist real und wird die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen innerhalb weniger Jahrzehnte massiv verändern.
Ein ganz wesentlicher Beitrag zur Einbeziehung der vielfältigen Einflussfaktoren des Klimawandels in die Simulationen und Visualisierungen der zukünftigen Entwicklungen wird hier in Hamburg in dem unscheinbaren Gebäude im Univiertel geleistet.

Reinhold Thate  + Annegret Eylers  

 

13. Juli 2024

"Kiek mal wedder in": Damit wirbt das Freilichtmuseum am Kiekeberg – wir sind dem Aufruf gefolgt!

Foto: Ulrike Jenke
Foto: Ulrike Jenke

Der 13. Juli war ein herrlicher Sommertag – ohne Hitze und ohne Regen! Wir starteten unsere Zeitreise auf dem Kiekeberg allerdings mit Zeitverzögerung infolge der HVV-Umleitungen in Harburg. Doch die Führung von Frau Ursel Thonfeld durch die „Königsberger Straße“ versetzte uns bald in eine besondere Stimmung mit vielen persönlichen Erinnerungen. Wir eroberten ein beeindruckendes Ensemble von Geschäften, inklusive Tankstelle, und Wohnhäusern aus den 50er bis 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Zu entdecken waren beispielsweise Kollektionen von 4711 Echt Kölnisch Wasser in der Drogerie, Nordmende Radios und Bosch Kühlschränke im Elektrogeschäft sowie Agfa Kameras und Filmrollen beim Fotografen. Und an der Litfaßsäule wurden sowohl Kinofilme mit Roy Black als auch die Kohle des Ruhrgebietes als Quelle von Wärme und Licht angepriesen.

Deutlich erkennbar war der wirtschaftliche Aufstieg jener Zeit nicht nur in den Angeboten der Geschäfte, sondern auch bei den Wohnhäusern: von der notdürftigen Nissenhütte über das ausbaufähige Einfamilienhaus bis hin zum gutbürgerlichen Fertighaus von Quelle. In der primitiven Wellblech-Nissenhütte sahen wir einen aus einer Fliegerbombe umgebauten Ofen und die klägliche Tagesration an Nahrung ihrer Bewohner.


Das schmucke Klinkerhaus von 1955 aus einer Flüchtlingssiedung beeindruckte durch An- und Ausbauten für die größer werdende Familie mit drei Generationen. Besonders erstaunte uns das Quelle Fertighaus von 1968 durch seine moderne Raumaufteilung und die anspruchsvolle Einrichtung, inklusive Arbeitszimmer, Souvenirs aus Italien und großflächige, bodentiefe Fenster zur Terrasse.
So spiegelten Geschäfte und Wohnhäuser die ansteigenden Konsum- und Lebensgewohnheiten der frühen Bundesrepublik wider. Nicht wenige von uns fühlten sich an ihre Kindheit und Jugendzeit erinnert.

Auch der weitere gemeinsame Rundgang durch die unterschiedlichsten Bauern- und Handwerkshäuser aus der Lüneburger Heide und den Elbmarschen gab lebhaften Gesprächsstoff bei der abschließenden Kaffeerunde.

Annegret Eylers

 

30. Mai - 2. Juni 2024

Leipziger Allerlei

Mit der Weltfrieden auf dem Karl-Heine-Kanal
Mit der Weltfrieden auf dem Karl-Heine-Kanal

Leipzig ist kein Einerlei, sondern wie das Gemüsegericht eine bunte, vielfältige Mischung von Sehenswürdigkeiten.

 

Jenseits kulinarischer Genüsse fallen Assoziationen zur sächsischen Metropole vermutlich höchst unterschiedlich aus. Für viele ist die Stadt an der Pleiße vor allem Messestadt, symbolisiert in dem doppelten „M“ der überregional bedeutsamen Mustermesse. Für andere ist Leipzig als bedeutende Verleger- und Buchmacherstadt vor allem Ort der alljährlich im Frühjahr stattfindenden Buchmesse. Je nach historischer, kultureller und sozialer Interessenslage denkt die eine und der andere bei Leipzig an das Völkerschlachtdenkmal, an die Oper, an Auerbachs Keller, das Grassi Museum, an die Redbull Arena, an das Gewandhaus-Orchester und den Dirigenten Kurt Masur.


All dies stand nicht im Mittelpunkt unser Museumsreise, die uns vom 30.5. bis 2.6. 2024 in die Stadt an der Pleiße führte. Schon am Tag der Anreise sind wir stante pede in die Zeitgeschichte nicht nur der Stadt eingetaucht. Auch wenn dank heftigen Regens der geplante Stadtrundgang „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“ ins Wasser fiel, gerieten wir mit dem Historiker und Bürgerrechtler Rainer Müller an den richtigen Mann, der durch seine Biografie, seinen engagierten Auftritt und pointierte Ausführungen beeindruckte. Im Museum in der „Runden Ecke“, einem ehemaligen Versicherungsgebäude, befand sich über 40 Jahre die Bezirksverwaltung der Staatsicherheit Leipzig. Die heutige Gedenkstätte entstand unmittelbar nach der Friedlichen Revolution und wird vom „Bürgerkomitee Leipzig e.V.“ getragen. Die am authentischen Ort, in den ehemaligen Büros der Stasi, gezeigte Ausstellung „Stasi - Macht und Banalität“ verströmt den Geist der damaligen Zeit, zusätzlich verstärkt durch die spezifische Atmosphäre der Räumlichkeiten: Linoleumfußböden, gelbbraune Tapeten, Scherengitter an Türen und Fenstern etc. Eine fundierte Führung durch … vermittelte den politischen Aufklärungswillen und die Bildungsarbeit des Bürgerkomitees, das nach eigenem Bekunden „die Erinnerung an die Diktatur“ und den „Wert von Freiheit und Selbstbestimmung“ wachhalten möchte.

Leipzig ist auch Standort der Deutschen Nationalbibliothek, die 1912 als Deutsche Bücherei gegründet wurde. Dieser traditionsreichen Einrichtung mit einem 55 Meter hohen „Bücherturm“ galt ein Besuch unserer Reisegruppe, der auch eine Einführung in die Arbeit der „Anne-Frank-Shoah-Bibliothek“ einschloss. Es handelt sich dabei um eine internationale Spezialbibliothek zu den Themengebieten Holocaust und Shoah, Antisemitismus und Rassismus. Zu dem Gebäudekomplex zählt auch das integrierte „Deutsche Musikarchiv“ sowie der Neubau des an ein liegendes Buch erinnerndes „Deutsche Buch- und Schriftmuseum“. Sollte beim Rundgang durch das Haus ein wenig Zeit sein, lohnt ein Blick in die Sonderausstellung „Hölle und Paradies. Amsterdam, Querido und die deutsche Exilliteratur“!


Industriegeschichte bildete einen weiteren Schwerpunkt unserer Reise, erfahrbar in dem im Südwesten Leipzigs gelegenen Stadtteil Plagwitz, in dem der Rechtsanwalt und Industriepionier Karl Heine seit Mitte des 19. Jahrhunderts für die Ansiedlung von Industrieunternehmen sorgte. Ein geführter Stadtrundgang sowie eine geradezu beschauliche Bootstour auf dem „Karl-Heine Kanal“, einer künstlichen Wasserstraße, die die Lindenauer Hafen mit der Weißen Elster, führte das von Industriebetrieben geprägte Gesicht des Stadtteils vor Augen, so am Gebäude der ehemaligen Sächsischen Wollgarnfabrik, Deutschlands größtem Industriedenkmal, das heute durch Wohnungen, den „Elsterlofts“, genutzt wird. Das fundierte Wissen des Bootsführers war allerdings kaum hörbar, so dass hier eine Sprachverstärkung sinnvoll wäre.


Eine vielfache Umnutzung erfuhr ein weiterer Industriestandort, die ehemalige Baumwollspinnerei, ein etwa 10 Hektar großes Werksgelände im Stadtteil Lindenau. Diese ehemals größte Baumwollspinnerei Kontinentaleuropas beschäftigte bis zu 4.000 Menschen im Schichtbetrieb. Nach 1989 wurden das Gelände sukzessive von Galerien und Ateliers genutzt, heute befindet sich dort neben einem winzigen Kino auch das „Leipziger Tanztheater“ sowie das „Zentrum für zeitgenössische Kunst“. Zu unserem Rundgang zählte auch ein Kurzbesuch in dem Atelier „Carpe Plumbum“, das von dem Druckerpaar Thomas Siemon und Julienne Jattiot betrieben wird.


Am Abschlusstag unserer Museumsreise standen zwei weitere Highlights auf dem Programm, der Besuch des „Museums der Bildenden Künste“ sowie der „Bergbau-Technik-Park“ in Großpösna. Der moderne, 2004 eröffnete Glas-Beton-Kubus beherbergt in großzügiger Hängung Werke der „Leipziger Schule“, Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke sowie von Neo Rauch und Daniel Richter. Eindrucksvoll präsentiert das Haus aber auch Kunstwerke des gebürtigen Leipziger Bildhauers, Malers und Grafikers Max Klinger. Den Kontrapunkt zu dem von den Leipzigern nicht nur liebevoll bezeichneten „Bildermuseum“ bildete der südlich von Leipzig gelegene „Bergbau-Technik-Park“, der sich dem Braunkohletagebau Espenhain widmet. Dieses seit 2012 kontinuierlich zugängliche Freilichtmuseum beeindruckt vor allem durch zwei imposante Großgeräte, einen Schaufelradbagger und einem Absetzer. Doch es waren nicht nur diese Arbeitsungetüme, die uns in Erstaunen versetzten. Respekt verdient die kompetente Führung durch den ehemaligen Schienenschweißer Bernd Dorenburg, der uns den Arbeitszyklus, die technischen Besonderheiten, die Gefahren auf diesem unwirtlich anmutenden Betriebsgelände in biografisch-geprägter Anschaulichkeit vermittelte.


Leipzig ist also keineswegs ein Einerlei, sondern ein vielfältiges, vielschichtiges Allerlei, das jede weitere Anreise lohnt. Es darf nicht vergessen werden, dass auch diese Museumsreise von Monika Metscher und Wolfgang Wiedey bestens vorbereitet wurde und wir in Klaus Ubert vom Busunternehmen Becker Tours einen freundlichen und sicheren Fahrer in allen Verkehrslagen hatten.

 

Wilfried Weinke

1. Juni 2024

Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe

Foto: Ulrike Jenke
Foto: Ulrike Jenke

Am Samstag, dem 01. Juni 2024 hat der Freundeskreis einen Ausflug zur Wasserkunst Kaltehofe organisiert. Im Rahmen einer Führung haben wir – 12 Teilnehmer:innen – bei traumhaftem Wetter viel Wissenswertes über das Industriedenkmal der Wasserfiltrationsanlage auf der Elbinsel erfahren.

 

Erbaut wurde die Filtrationsanlage des Wasserwerkes zwischen 1890 und 1893, um die Wasserversorgung Hamburgs für viele Menschen zu ermöglichen. Vor dem Bau war das Wasser zu verschmutzt, so dass Jung und Alt es vorzogen, abgekochtes Bier zu trinken. Im 15./16. Jahrhundert baute man Feldbrunnen, so dass das Wasser über Leitungen ins Haus gelangte, diese Versorgung konnte sich aber nicht jeder leisten. Auch Wasserräder, die ca. im 17. Jahrhundert gebaut wurden, waren eher für die Reichen gedacht.

 

Zwei große Ereignisse führten letztendlich dazu, dass das Wasserwerk gebaut wurde: der Große Brand 1842 und die Choleraepidemie 1892. William Lindley, ein britischer Ingenieur, wurde 1842 nach Hamburg gerufen, um ein System zu entwerfen, das die schlechten hygienischen Bedingungen der Stadt beheben sollte. Er entwarf ein Kanalisationssystem, das die Abwässer effizient aus der Stadt leitete und die Ausbreitung von Krankheiten verhinderte. Um die Wasserqualität zu verbessern, führte er Sandwasserfilter für die Trinkwasserversorgung ein. Es gibt 22 Wasserbecken mit einer Tiefe von 3,3 m. Das Becken wird mit Granit ausgelegt, darauf kommen eine Steinschicht, eine Kiesschicht und zum Schluss Sand. Im Laufe der Zeit bildet sich ein Biofilm auf der Sandschicht, durch den das Wasser bestens gereinigt wird, d.h. es ist frei von Bakterien, Viren und Mikroorganismen. In jedem Becken gibt es zwei Schiebehäuschen, in denen Ventile für den Zu- und Abfluss des Wassers sorgen. Für die schweren Arbeiten zum Betrieb des Wasserwerkes wurden in den 1940er Jahren viele italienische Militärinternierte herangezogen. Auf dem Gelände wurde ein Denkmal für sie errichtet.


Seit den 1980er Jahren bezieht Hamburg sein Wasser hauptsächlich aus der Nordheide. Kaltehofe war bis 1990 in Betrieb. Heute ist „Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe“ ein Industriedenkmal, Naturerlebnispfad und Naturpfad.
Nach der Besichtigung des Außengeländes haben wir uns noch die Ausstellung „Stadt.Wasser.Kunst“ im Neubau angeguckt.


Unser Ausflug endete mit einem leckeren Flammkuchen und selbstverständlich einem gut gekühlten Wasser im Café in der Villa Kaltehofe.

Ulrike Jenke und Reinhold Thate

2. März 2024

Bunkerbesichtigung am Hauptbahnhof

Wegekennzeichnung – Foto: Ulrike Jenke
Wegekennzeichnung – Foto: Ulrike Jenke

Eigentlich sollte die Tour schon viel früher stattfinden,  leider hatte uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber auch andere Hindernisse mussten noch überwunden werden.

 

Mit großen Erwartungen war es nun am 02.03.24 endlich so weit. Um 11 Uhr stiegen wir eine schmale Treppe in die unbekannte Tiefe und landeten in der ersten Schleuse, ein Raum mit schweren Stahlschotten an Ein- und Ausgang. Hier erfuhren wir, dass wir nicht unter dem Hauptbahnhof waren, sondern unter dem Steintorwall.

 

Der Bunker ist 140m lang und 17m breit und  für 2702 Menschen vorgesehen. Sie werden im Ernstfall auf drei Etagen verteilt. Gebaut wurde der Bunker bereits im 2. Weltkrieg als Luftschutzbunker. Erst in den 1960er Jahren wurde er zu einem sogenannten "Atombunker" ausgebaut. Wir erinnern uns, es war "Kalter Krieg". Aufwendige Filteranlagen für Luft und Wasser, Notstromaggregate und Abwasserentsorgung wurden auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Für die Unterbringung der Menschen stehen 150 Räume mit über 2700m² zur Verfügung. Wir kamen in einen Aufenthaltsbereich, in dem die Menschen sich tagsüber aufhalten mussten. Wir saßen auf ungepolsterten Bänken auf Tuchfühlung nebeneinander oder vis á vis und hätten im Ernstfall so 16 Stunden täglich aushalten müssen, nur wenige Ausnahmen waren erlaubt. Für die Nacht ging es dann in die Schlafräume, 150 Menschen in einem Raum mit 3 Betten übereinander, 160cm x 60cm. Geschlafen wurde 8 Stunden. Es war ein sehr beklemmender Eindruck, den man nicht in Worte fassen kann. Verstärkt wurde dieses Gefühl noch, als uns die Küche gezeigt wurde, kaum 10m² groß mit einem herkömmlichen 4-Platten Elektroherd für über 1000 Menschen. Wie soll das gehen?


Am Ende waren viele Teilnehmer durchgefroren und alle sehr beeindruckt. Ich glaube, wir sind auch mit anderen Gefühlen durch diesen Bunker gegangen, als wir sie z.B. 2019 empfunden hätten. Die Vorstellung, in so einer Unterkunft, in der Enge mit so vielen Menschen über einen längeren Zeitraum  "eingesperrt" zu sein, war sehr bedrückend und kaum vorstellbar.


Fazit: Nie wieder Krieg und zum Teufel mit allen Kriegstreibern!!!!!


Im Anschluss  konnten wir uns bei einem leckeren Bauernfrühstück wieder aufwärmen und entspannen.

 

15. November 2023

DESY: Von großen Ringen und kleinen Teilchen

Am 15.11.2023 ging die Tagestour zu DESY, HERA und PETRA III nach Hamburg-Bahrenfeld. Alle drei "Damen" outeten sich als riesige Ringe, in denen geladene Elementarteilchen mit extrem hoher Geschwindigkeit (fast Lichtgeschwindigkeit) beschleunigt werden. Die Ergebnisse lassen sich mit Hilfe von Detektoren messen.


Unser fachkundiger Begleiter (Master der Physik) verstand es, uns die abstrakt wirkenden Gesetze der Atomphysik, Technik und Funktion der Ringe anschaulich zu machen und uns einen Eindruck von den großen Anlagen zu vermitteln.


Wir fuhren mit einem Aufzug sechs Etagen in die Tiefe vom HERA-Tunnel-Schacht. Als wir unten ankamen, hat uns die Größe der riesigen mehrstöckigen Halle und des dort vorhandenen enorm großen Detektors tief beeindruckt. Der HERA-Ring mit einem Umfang von 6.363 m ist stillgelegt.


Anschließend besuchten wir die PETRA-III-Halle mit ca. 60 aufwendigen und gewaltigen Messstationen sowie zahlreichen Messinstrumenten.
Zum Schluss konnten wir noch einen Blick auf den kleinen DESY-Ring werfen. Dieser älteste Beschleunigungsring ist immer noch in Betrieb.


Zum Ausklang haben wir in der DESY-Kantine bei Kaffee und Kuchen die Erlebnisse verdaut. Es war ein spannender Ausflug in die Welt der Atomteilchen und Quantenphysik, für die meisten von uns trotz unseres Besuches bei DESY sicher immer noch unvorstellbare "höhere Physik".

 

Ulrike Jenke, Jürgen Beeck

 

 

21. Juni 2023

Besuch im Medizinhistorischen Museum im UKE

Sektionssaal 1, Fotografie von Jürgen Beeck
Sektionssaal 1, Fotografie von Jürgen Beeck

Am 06.09.2023 führte uns unsere Tagestour ins Medizinhistorische Museum des Universitäts-Krankenhauses Eppendorf (UKE). Das Museum befindet sich im Fritz-Schumacher-Haus auf dem Gelände des UKE. Im restaurierten Eingangsfoyer wurden wir von Herrn Dr. Henrik Eßler begrüßt, der nicht nur Kurator dieses Museums ist, sondern auch im regen Kontakt mit dem Museum der Arbeit steht.


Durch die Ausstellung geführt wurden wir von Frau Tiourine, einer studentischen Mitarbeiterin des Museums. Das Thema der Führung lautete „Die Entstehung der modernen Medizin“. 
Wir sahen Röntgenröhren aus den Anfängen der bildgebenden Verfahren in der Medizintechnik und erfuhren Details über den anfänglich sehr unbedarften Umgang mit der Röntgenstrahlung und den dadurch hervorgerufenen Schädigungen. Die Fortentwicklung der Röntgentechnik führte zu der heute genutzten modernen Computertomografie.
Frau Tiourine erläuterte auch die Entwicklung von Hygienemaßnahmen als einen wichtigen Faktor für die Fortentwicklung der Medizin – umfangreiche Anwendungen von Hygieneregelungen verringerten die Sterblichkeit erheblich. Die Entwicklung der Krankenpflege von 1889 in den Krankensälen  Pavillons bis zu den heutigen Krankenzimmern auf den modernen Stationen.
Die Ergebnisse der Forschungen über die Zeit des Nationalsozialismus im UKE wird im Museum umfangreich dargestellt. Deutlich wurde, welchen Umfang biologistische Ideologien bei der Planung und Durchführung von Krankenmord und Genozid einnahmen. Viele daran beteiligte Ärzte konnten ihre Tätigkeit nach 1945 ungehindert fortsetzen.


Zum Abschluss führte uns Frau Tiourine in den historischen Sektionssaal, der noch bis 2006 vom Pathologischen Institut des UKE genutzt wurde. Dort und in den angrenzenden Räumen waren noch viele Ausstellungsstücke und Erläuterungstafeln der Ausstellung „Pandemie – Rückblick in die Gegenwart“ zu sehen. 
Die Ausstellungselemente befassen sich mit der Corona-Pandemie und ihren Vorläufern Pest, Cholera und Spanische Grippe. In den Ausstellungsvitrinen werden vielfältige Maßnahmen zur Bekämpfung der unterschiedlichen Pandemien dokumentiert. 
Im angrenzenden kleinen Hörsaal läuft auf einem Bildschirm eine Videovorlesung von Prof. Dr. Marylyn Addo mit einer Darstellung der aktuellen Forschung zum Corona-Virus. So sind wir wieder, nach Betrachtung von historischen Pandemien, bei den Themen der der jüngsten Vergangenheit angekommen.

 

Wir verabschiedeten uns mit einem herzlichen Dank an Frau Tiourine für die sehr interessante und vielschichtige Führung durch die Ausstellung. Bei Kaffee und Kuchen im Café Möwenblick ließen wir die Tour ausklingen und tauschten die vielfältigen Eindrücke des Nachmittags aus.


Jürgen Beeck und Reinhold Thate

 

Fotografien von Doris Schiller

21. Juni 2023

Friedrichstadt – Verweilen zwischen Giebeln und Grachten

Der 21. Juni war ein herrlich sommerlicher Tag. Schon die Bahnfahrt von Altona nach Friedrichstadt führte durch eine schöne flache norddeutsche Landschaft, deren Giganten inzwischen die vielen Windrad-Parks stellen. Pünktlich angekommen, begann unsere Stadtführung mitten auf dem großen Marktplatz im Schatten von alten Bäumen und eines Brunnenhäuschens aus dem vorletzten Jahrhundert.


Diese heute 2800 Einwohner zählende Touristenstadt zwischen Eider und Treene versteht sich – so machte unser Guide kenntnisreich und unterhaltsam klar - als einmalig, anders, besonders und zauberhaft.


Einmalig ist diese Kleinstadt schon allein durch die Entstehungsgeschichte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorf hatte den in ihrer Heimat verfolgten niederländischen Remonstranten Religionsfreiheit, wirtschaftliche Freiheiten und freie Hand bei der Gestaltung des Ortsbildes gelassen. In der Folge siedelten sich hier weitere Glaubensgemeinschaften an wie Lutheraner, Katholiken und Mennoniten. Auch eine jüdische Gemeinde gab es über Jahrhunderte bis die Nationalsozialisten sie brutal verfolgte und auslöschte. Die ehemalige Synagoge dient heute als Kultur- und Gedenkstätte.


Anders war und ist diese Stadt nicht nur durch ihre religiöse Vielfalt und ihrem Selbstverständnis als „Stadt der Toleranz“, sondern auch in ihrer Tradition der Hausmarken. An vielen Häusern können diese „Gevelstene“ bis heute bewundert werden: Eulen, Fische, Schwäne, Holzschuhe, Rosen … zieren die Häuser traditionell anstelle einer offiziellen Adresse. Man wohnte nicht „Am Markt 16“, sondern im Haus „Sternenhimmel“.


Besonders war auch die Stadtplanung. Nicht nur die schachbrettartige Gliederung der Straßen fällt auf, sondern auch die Tatsache, dass der Marktplatz keine Kirche aufweist: Es sollte nicht nur eine Kirche im Fokus stehen. So wurden die verschiedenen Gotteshäuser auf das ganze Stadtgebiet verteilt und zeitweise von mehreren Religionsgemeinschaften gemeinsam genutzt.


Zauberhaft erschien uns das durch Giebel, Grachten und Brücken beherrschte „Klein-Amsterdam“, wie es bis heute genannt wird. Diese Stadt scheint auch auf Rosen gebettet zu sein. Nahezu jedes Haus pflegt seine eigenen Rosenstöcke an der Frontseite, so dass an diesem schönen Junitag eine Sinfonie aus Duft und Farben unsere Herzen höherschlagen ließ.


Wir nahmen unseren Mittagstisch im Restaurant „La Trattoria“ ein, in einem Gebäude des ehemaligen Amtsgerichtes mit einem Giebel aus dem 17. Jahrhundert. Danach blieb Zeit für individuelle Wünsche: Ein Besuch des Stadtmuseums Alte Münze, der verschiedenen Galerien, von Kaffeehäusern oder Kirchen war möglich. Die anschließende Grachtenfahrt verdeutlichte noch einmal, warum Friederich III. die Holländer holte, um dieses Gelände halbwegs trocken legen zu können. Auch wenn sich sein Ziel, eine blühende Handelsmetropole zu etablieren und dem mächtigen Hamburg Paroli bieten, nicht erfüllte, so wurde Friedrichstadt doch zu einem außergewöhnlich attraktiven Mittelpunkt der Region.


Die Bahn brachte uns dann mit vielen neuen Eindrücken und ausreichend Gesprächsstoff einigermaßen pünktlich wieder zurück nach Altona.


Für das Team Tagestouren: Annegret Eylers und Gabi Horn

 

Fotos von Holger Dierks

25. März 2023

Tagestour ins Maler- und Lackierer-Museum

Malermuseum mit Barockgarten – Foto: Maja Kunze
Malermuseum mit Barockgarten – Foto: Maja Kunze

Die erste Tagestour in 2023 führte uns ins Maler- und Lackierer-Museum in Hamburg-Billwerder. Das Museum ist in einem Fachwerkaus aus dem Jahr 1600 eingerichtet, die Räume werden ergänzt durch Ausstellungskabinette in der „Tenne“, einer denkmalsgeschützten Scheune beim Museumsgebäude.


Unsere Gruppe von 24 Personen wurde von drei ehrenamtlichen Mitarbeitern des Maler- und Lackier-Museums in Empfang genommen. In drei Gruppen erkundeten wir die Museumsräume.


Wir erfuhren in den Räumen im Hauptgebäude vieles zur Historie und der Entwicklung des Maler- und Lackierhandwerks, der Zünfte und der Innungen. Erläutert wurden Zunftstatuten, Meister- und Lehrlingsrollen und die Funktion der Armenkasse. Wir erfuhren viele Details zu den Innungsfahnen und dem Silberschatz des Maleramtes. Im weiteren Verlauf der Führung gab es Erläuterungen zu Mal- und Zeichentechniken, zur Schildermalerei, zu vielfältigen  Wand- und Deckengestaltungen mit Mal- und Tapeziertechniken. Interessant waren auch die Erläuterungen zu Vergoldungstechniken und Siebdruckverfahren, die teilweise den handwerklich ausgebildeten Vereinsmitgliedern aus der eigenen Berufsausbildung her gut bekannt waren.


Nach der Führung im Haupthaus besuchten wir die „Tenne“. In dem Gebäude werden in zehn Kabinetten vielfältige Darstellung von historischen Arbeits- und Werkstattsituationen und Maltechniken ausgestellt. Von den Bedingungen auf der Wanderschaft der Gesellen über die historischen Techniken der Marmor- und Holzmalerei bis hin zu heutigen Farbspritztechniken von Fahrzeuglackierern wurde ein sehr interessanter Überblick über die Entwicklung des Maler- und Lackierhandwerks  gegeben.


Im Anschluss an die Führung trafen wir uns im Fahnensaal zu einer gemütlichen Runde mit Kaffee, Tee und Kuchen. Hier konnten wir uns noch intensiv mit den Guides zu einzelnen Themenbereichen der Ausstellung und der Handwerkstechniken austauschen.  


Das Museum befindet sich im „Glockenhaus“ (so benannt nach dem Glocken-Dachreiter). Die Räume des Hauses wurden in Anlehnung an die Befunde nach den entsprechenden Stilepochen restauriert. Der Barockgarten am Haus wird ebenfalls liebevoll gepflegt. Kurzum: Das Gelände ist auch aus lokalhistorischer Sicht einen Besuch wert.

 

Zur Website des Museums >>

Reinhold Thate und Jürgen Beeck